Donnerstag, 21. November 2013

[Update] Breitbandausbau auf Kosten der Endkunden?

Unser aller designierte Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel hat heute wieder ein bemerkenswertes Statement in Bezug auf den Breitbandausbau vom Stapel gelassen.
Auf dem Führungstreffen der Süddeutschen Zeitung in Berlin lässt sie folgendes verlauten:
Die europäische Regulierung "ist zu sehr auf billige Endkundentarife ausgelegt. Nicht so sehr auf Investitionen". Deutsche Telekommunikations-Unternehmen machten geringere Umsätze, während der Datendurchsatz massiv steige. In den USA sei das genau umgekehrt.
Ich vermute mal, Frau Merkel hat sich da nur auf die Deutsche Telekom bezogen. Denn die verweigern ja jeden Ausbau, vor allem in ländlichen Gebieten, weil er angeblich zu teuer ist. Und das die Kunden für schnelles Breitband nicht zahlen wollen, hat sie wohl in Ihrer Glaskugel gesehen. Denn das stimmt nicht. Die Kunden würden dafür bezahlen, wenn sie denn mal Breitband bekommen würden. Aber Frau Merkel bezahlt anscheinend für ihren Breitbandanschluss nicht, oder weiß gar nicht was das wirklich ist. Als Kandesbunzlerin muss man sich wohl auch nicht darum kümmern, wie schnell man ans Internet angebunden ist. Anders ist es bei den Endbenutzern und ganz besonders bei den Unternehmen.
Unternehmen auf dem platten Land sind teilweise noch mit 2 Mbit/s angebunden, ebenso die Privatkunden. Aber für letztere ist Internet ja nur Vergnügen. Die saugen da nur illegale Inhalte, gucken Pornos oder machen sonstewelchen Schweinkram. Wer schon mal versucht hat über eine 2 Mbit/s-Leitung sowas zu machen der geht lieber in die Videothek und holt sich da Pornos für den heimischen DVD-Player oder kauft sich CDs und DVDs. Denn das ist mit Sicherheit kein Spaß. Und für Unternehmen schon gar nicht, wenn die Informationen mit Kunden oder Lieferanten austauschen wollen, was heute eigentlich üblich ist. Für die ist das ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Auf den können sie nicht verzichten.
Der Breitbandausbau in Deutschland ist in den letzten Jahren mehr oder weniger ins stocken gekommen. Die Telekom hat eine Initiative angekündigt, nach der sie Vectoring-DSL einführen will. Das soll bis zu 100 MBit/s für die Endkunden bringen. Aber nur in Städten, auf dem Land nicht. Und selbst in den Städten funktioniert es nicht. Das liegt daran, dass man versucht die Kupferleitungen aus den sechziger Jahren bis zum Anschlag auszureizen anstatt in neue Technik wie zum Beispiel Glasfaser zu investieren. Deutschland ist in dieser Beziehung Entwicklungsland. Das muss man sich mal geben.
Als ich Jugendlicher war, hat man bei uns im Ort die Strassen aufgebuddelt und neue Gas-, Strom- und Kabelfernsehleitungen in jedes Haus verlegt. Damals habe ich mich gefragt, was das soll. Für einen Kabelanschluss sollte man 600 D-Mark bezahlen. Heute weiß ich es. Wenn ich einen Erdgasanschluss haben will, er liegt. Dachständer für Strom gibt es nicht mehr. Und mit meinem Kabelanschluss über KabelBW habe ich eine Internetleitung mit 150 MBit/s für knapp über 40 Euro! Bekannte und Kunden bezahlen auf dem platten Land 30 Euro für 2 Mbit/s an die Telekom. Wo war die Telekom damals? Glasfaser gab es damals auch schon. Die haben das nur schlicht und einfach verpennt und beschweren sich heute.
Deutschland als Hochindustrieland kann sich das nicht leisten, die Benutzer im Regen stehen zu lassen. Die deutsche Telekom wird untergehen, weil andere Unternehmen viel mehr investieren werden und ihr damit den Rang ablaufen. Wer Telekom-Aktien hat, sollte diese baldmöglichst abstoßen. Denn die Kabelanbieter werden der Telekom über kurz oder lang den Rang ablaufen.
[Update]: Wie jetzt bekannt geworden ist will die CSU die Regulierung für die Telekom regional aufheben. Das ist sogar noch schlimmer als ich schon befürchtet habe.

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